Frauen in der Selbständigkeit | Die typische Freelancerin

Freelancerinnen: Frauen in der Selbstständigkeit

3. März 2022 / 6 Min /

Frauen sind im Freelancing weitaus weniger vertreten als ihre männlichen Kollegen. Anlässlich des jährlichen Weltfrauentags geben wir einen Überblick über die aktuelle Situation weiblicher Freelancer, gehen möglichen Ursachen auf den Grund und geben einen Ausblick.

Was die Gleichberechtigung betrifft, landete Deutschland 2019 auf dem zehnten Platz des jährlichen “Global Gender Gap Reports” des Weltwirtschaftsforums (WEF). Die größten Unterschiede zwischen Männern und Frauen sieht das WEF im Bereich der Wirtschaft. Besonders in den neuen Berufszweigen, welche der fortschreitende IT-Sektor mit sich bringt: Frauen sind in jenen Berufsbildern stark unterrepräsentiert.

Die typische Freelancerin arbeitet 40 Stunden die Woche aus dem Home-Office, fĂĽr rund 86 Euro die Stunde.

Freelancerinnen im DACH Raum

Zählt man alle Selbstständigen zusammen und betrachtet jegliche Bereiche wie Dienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, den Bildungssektor, das Baugewerbe, IT und Kommunikation gleichermaßen, liegt die Geschlechterverteilung bei circa einem Drittel Frauen zu zwei Dritteln Männern. Konzentriert man sich aber auf Dienstleistungen, IT und Kommunikation sind lediglich rund 12% der Freelancer weiblich.

Darunter auch Maria PreuĂźmann aus Berlin. Die freiberufliche SEO-Content Managerin und Webdesignerin startete 2018 ins Freelancing. An der Selbständigkeit gefällt ihr das Tempo und die Dichte an Herausforderungen: „Der Kontakt mit dem Kunden kommt oft schnell zustande, dann wirst du ins Projekt reingeworfen, setzt es um und dann geht du wieder raus. Danach wartet das nächste Projekt – die nächste Herausforderung. Und parallel gibt es immer noch kleine interessante Projekte oder du nutzt die Zeit fĂĽr persönliche Weiterentwicklung oder Freizeit„.

An der Selbstständigkeit gefällt mir das Tempo und die Dichte an Herausforderungen. Grade im digitalen Sektor entwickeln sich die Dinge sehr schnell. Niemand in der Branche kann sich Stillstand leisten, man ist immer gefordert, sich weiterzuentwickeln.

Maria PreuĂźmann, freiberufliche SEO-Content Managerin und Webdesignerin aus Berlin

Eine abhängige Beschäftigung war nichts fĂĽr die selbstbewusste Berlinerin: Ihre erste Festanstellung beendete sie nach 5 Monaten weil sie nach ihren eigenen Vorstellungen arbeiten wollte. Seither baut sie ihre Tätigkeit als Unternehmerin getreu dem Motto „learning-by-doing“ auf und aus. PreuĂźmann ist zudem der Ansicht, dass die Politik das Arbeitsmodell des Freelancings mehr fördern sollte.

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Freelancerinnen werden deutlich schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen.

Die McKinsey Studie “Women Matter” zeigt, dass Frauen im Berufsleben, ob freiberuflich oder angestellt, oft mit Selbstzweifeln und Versagensangst zu kämpfen haben. Beispielsweise strebt, laut deren Studie, knapp jede zweite Frau eine Führungsposition an, jedoch glauben nur 25% dieser Frauen, dass sie eine solche Position auch tatsächlich erreichen können. Lediglich 12,3% der Aufsichtsräte und Vorstände an der Spitze börsennotierter Unternehmen sind Frauen.

Dieser Umstand lässt sich auch auf den Gender-Pay-Gap übertragen: Die amerikanische Wissenschaftlerin Linda Babcock schreibt in ihrem Buch “Women don’t ask” beispielsweise, dass Männer viermal häufiger Gehaltsverhandlungen initiieren als Frauen. Die Autorin schreibt zudem, dass die meisten Frauen eine solche Verhandlungen mit einem “Besuch beim Zahnarzt” vergleichen würden.

Die Gender Pay Gap im Freelancing

Das führt wohl dazu, dass Freelancerinnen sich häufig unter Wert verkaufen. Sie verdienen laut des Freelancer-Kompass 2021 rund zehn Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Jene zehn Euro machen sich im Nettoeinkommen deutlich bemerkbar: Männer verdienen durchschnittlich 6.308 €, während Frauen auf 4.025 € monatlich kommen.

Die Gender Pay Gap im D-A-C-H Raum beläuft sich auf 10 €. 2019 lag der Wert bei 9,27 €. Somit ist die Lücke um über zwei Euro gewachsen.

Damit könnte auch die erhöhte Unzufriedenheit mit dem Einkommen zusammenhängen. Im Vergleich empfinden knapp 72% der männlichen Freelancer, dass sie ausreichend entlohnt werden, während die Frauen nur zu 57% mit ihrem Verdienst zufrieden sind. Aktuell zählen Beratung und Management, Grafik, Content, Medien und Entwicklung zu den Top drei Fachgebieten der weiblichen Freelancer.

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Vor allem in beratenden und kreativen Berufen sind Frauen noch häufiger anzutreffen, als in der Entwicklung.

Frauen in der IT

Lediglich 16,6% beträgt der Frauenanteil derzeit in der IT-Branche Deutschlands, obwohl der Bedarf an Fachpersonal gerade hier riesig ist. Bitkom ermittelt in einer Studie mehr als 100.000 unbesetzte Stellen in der IT. Des Weiteren soll sich der Mangel an diesen Fachkräften in den nächsten Jahren zunehmend verschärfen.

Doch das steigende Interesse junger Frauen an MINT-Studiengängen macht Hoffnung: Laut der Initiative „Komm mach MINT ist gut jeder dritte Informatik-Studierende weiblich. Zudem gibt der Deutsche Startup Monitor an, dass MINT-Fächer mittlerweile die Wirtschaftswissenschaften als relevanteste GrĂĽnder-Studiengänge abgelöst haben. Somit scheint auch die Anzahl der MINT-Absolventen zu steigen, die sich selbstständig machen. Die Hoffnung liegt darin, zukĂĽnftig auf mehr Freelancerinnen in der Tech-Branche zu treffen.

Maria PreuĂźmann macht angehenden Freelancerinnen Mut: „Ich habe nicht das GefĂĽhl, nur fĂĽr die Arbeit zu leben und mich schon montags aufs Wochenende zu freuen. Im Gegenteil, es wird ĂĽberhaupt nicht langweilig. Manchmal ist das ĂĽberfordernd, aber letztendlich liegt die Entscheidung bei mir, wie ich meinen Tag gestalte und wofĂĽr oder wogegen ich mich entscheide. Das macht frei. Das sollten unbedingt auch mehr Frauen fĂĽr sich nutzen“.

New Work als Chance fĂĽr Freelancerinnen

Beim Konzept New Work rĂĽckt der Faktor Mensch in den Mittelpunkt – Arbeit und Leben sollen sinnvoll vereint werden und persönliche BedĂĽrfnisse eine größere Rolle spielen. Die freie Zeiteinteilung und die Arbeit im Home-Office beispielsweise sind Aspekte des New-Work-Konzeptes und ermöglichen Freelancerinnen Familie und Job leichter in Einklang zu bringen.

Der Freelancer-Kompass bestätigt dies: 60% der befragten Frauen gaben an, dass sie in der flexiblen Zeiteinteilung den größten Vorteil der freiberuflichen Arbeit sehen. Daneben empfinden die Freelancerinnen Unabhängigkeit (55%) und die Home-Office-Möglichkeit (38%) als zusätzliche Vorteile.

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Zudem gewinnen Soft-Skills im Rahmen der New-Work-Bewegung an Bedeutung. Vor allem ist hier die Kommunikationsfähigkeit bei Freelancern besonders wichtig. Eine Studie der Cambridge Universität belegt, dass Frauen in der Regel empathischer sind und ihnen damit auch die zwischenmenschliche Interaktion und Teamwork bei beruflichen Projekten leichter fällt.

Fazit

Frauen sind sowohl in der Freelancer-Welt als auch in der Tech-Branche unterrepräsentiert, womit es an starken, mutigen Vorbildern mangelt. Erfreulicherweise verblasst das veraltete Rollenverständnis von Mann und Frau von Generation zu Generation, was unter anderem zum steigenden Interesse von jungen Frauen an MINT-Berufen führt.

Zudem wurden in den letzten Jahren Förderprogramme wie ExistenzgrĂĽnderinnen“ und Messen wie die „herCAREER“ speziell fĂĽr die UnterstĂĽtzung von selbstständigen Frauen ins Leben gerufen. Solche MaĂźnahme verstärken die Hoffnung auf eine ausgeglichene und selbstbewusste Freelancer-Zukunft!

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Infografik die typische Freelancerin

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