Freelancer im Interview: Dr. Astrid Benker (Kühne) - Freelancer Blog

Freelancer im Interview: Dr. Astrid Benker (Kühne)

10. Dezember 2020 / 8 Min /

Als begeisterte Projekt- und Change Managerin hilft freelancermap-Mitglied Astrid Benker (Kühne) zahlreichen Unternehmen bei der Umsetzung betrieblicher Transformationsprozesse und der Anpassung an neue Herausforderungen.

Zitat von der Changemanagerin Astrid Benker (Kühne).

„Es fehlte mir aber der direkte Kundenkontakt. Grund genug, dies zu ändern und mich selbstständig zu machen. Ich zog nach Tansania und arbeitete freiberuflich als zertifizierter Change- und Projektmanager.“

Persönliches

Kleine Aufwärmrunde – Stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor:

Mein Name ist Astrid Benker (Kühne) und beruflich bin ich seit 12 Jahren als zertifizierte Projekt- und Change Managerin unterwegs. Dabei habe ich unterschiedliche Rollen: Mal als Festangestellte für eine der Top Tier Unternehmensberatungen, mal als Freiberuflerin in Afrika oder als Mitgründerin diverser Start-Ups. Meine Leidenschaft ist es, Menschen in unterschiedlichen Sprachen und Kulturen zu beobachten und zu verstehen. Zudem bin ich Buchautorin: Nach Erhalt meines Doktortitels habe ich ein Buch über innovative Modelle zur effektiveren Zusammenarbeit von interkulturellen Projektteams veröffentlicht. Das darin von mir entwickelte Modell konnte ich später in vielen Projekten anwenden.

Was sind die Probleme und Aufgaben, bei denen Sie Ihren Kunden helfen?

Ich unterstütze Unternehmen bei der Umsetzung von betrieblichen Transformationen in Form von Veränderungsprojekten. Ich bin verantwortlich für Struktur-, System- oder Strategieänderungen, damit Mitarbeiter eines Unternehmens die neue Vision verstehen, annehmen und unterstützen. Meine zusätzliche Zertifizierung als Projektmanager (IPMA) hilft mir bei der Koordination, Planung und Steuerung für die erfolgreiche Abwicklung des Projekts.

Zudem berate ich Führungskräfte in Fragen der Organisationsentwicklung und coache Mitarbeiter, die Veränderungen als etwas Positives wahrzunehmen und zu unterstützen. Ergänzend halte ich Trainings und Workshops zur Interkulturalität. Meine Arbeitserfahrung auf vier Kontinenten sowie meine sechs Sprachen sind Zeuge meiner Leidenschaft für Diversität. Ich helfe meinen Kunden, den Schatz aus unterschiedlichen Kulturen voll zu heben. Denn die Diversität der Mitarbeiter und Projektteammitglieder kann den entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen, den ein homogenes Team nicht kreieren kann.

Welche Veränderungen und Trends sehen Sie im Change Management?

Die Fähigkeit von Unternehmen, sich Veränderungen anzunehmen, wird in Zukunft eine Voraussetzung werden, nicht mehr nur eine Option. Die Welt verändert sich so schnell, dass jeder Mitarbeiter in die Lage versetzt werden muss, an dieser Transformation teilzunehmen. Dabei ist die Einbeziehung und die Begleitung der persönlichen Transformation, in der sich jeder betroffenen Stakeholder befindet, genauso wichtig wie die Veränderung des Unternehmens an sich.

Die Fähigkeit zur Anpassung und zur zügigen Umsetzung von neuen Informationen wird eine der wichtigsten Skills für Unternehmen und für die einzelne Person werden. Es wird entscheidend werden, dass man aus neuen Situationen den Sinn extrahieren und diesen in die verschiedenen Unternehmensbereiche und Rollen transferieren kann.

Beginn der Karriere

Reden wir über den Start Ihrer Karriere: Was hat für Sie den Ausschlag für das freiberufliche Leben gegeben?

Nach einigen Jahren bei einer Unternehmensberatung mit Projekten bei unterschiedlichen Kunden, wollte ich noch mehr Verantwortung für meine Arbeit gegenüber den Kunden übernehmen. In der Beratung ist die Lernkurve in den ersten Jahren durch die Vielseitigkeit extrem hoch. Daher konnte ich viel von meinem Vorgesetzten für die verschiedenen Projekten mitnehmen. Es fehlte mir aber der direkte Kundenkontakt. Also zog ich nach Tansania und arbeitete freiberuflich als zertifizierter Change- und Projektmanager. Endlich konnte ich meine entwickelten Lösungen gemeinsam mit den Kunden umsetzen.

Von der Unternehmensberatung in die Selbstständigkeit nach Afrika, ein mutiger Schritt. Was hat Sie dazu bewegt?

Die Unternehmensberatung schickte mich für ein Projekt für drei Monate nach Kenia und Tansania. Während ich dort war, realisierte ich Defizite in den Personalabteilungen. Der Mittelstand in Tansania hatte meistens nur Verträge mit den Mitarbeitern, aber keine Prozesse etabliert. Der perfekte Moment, um vor Ort Personalabteilungen aufzubauen und Themen wie Personalplanung und -beschaffung, Vergütung, Sozialleistungen, Trainings, Mitarbeitermotivation zu platzieren. Die kulturellen Unterschiede in der Arbeitsweise zu erleben war unglaublich spannend und bereichernd. Da können wir noch einiges von unseren Kollegen lernen – und umgekehrt.

Gibt es ein Beispiel, wo dieses kulturellen Unterschiede besonders deutlich wurden?

Für ein Projekt musste ich einen Minister des Regierungsstabes in Tansania interviewen. Obwohl ich bestens vorbereitet war, bin ich viel zu „Deutsch“ an die Situation herangegangen. Ich wollte mit Effizienz glänzen und bin sofort in die Interviewfragen gesprungen, um möglichst wenig seiner wertvollen Zeit zu stehlen. Der Minister jedoch startete mit Fragen nach meinem Befinden und meiner Familie. Obwohl meine Fragen in 20 Minuten hätten beendet werden können, verließ ich eine Stunde später das Gebäude mit dem Gefühl, jederzeit wieder vorbeischauen zu können. Eine gute Erinnerung, den Fokus in Meetings auf den Menschen zu setzen und nicht auf die eigentliche Aufgabe.

Was haben Sie an der Selbstständigkeit als besonders spannend empfunden?

Während meiner Zeit als Unternehmensberater hatte ich meistens mit Kollegen aus meinem Level zu tun. Diese hatten überwiegend reine Office Rountinetätigkeiten als Aufgabe, während sie über zu viel Arbeit stöhnten. In Afrika hingegen traf ich auf Studenten, die gerade ihre Doktorarbeit schrieben, CEOs die in ihrem Leben in vielen verschiedenen Afrikanischen Ländern gelebt hatten, sowie viele Gründer mit aufregenden Start-up Ideen. Ein bunter Mix an Leuten, die eine Gemeinsamkeit verband: etwas bewegen zu wollen und die Welt ein kleines Stückchen besser zu hinterlassen.

Persönlichkeitsentwicklung

Was machen Sie, wenn Sie nicht als Change- oder Projektmanager für Ihre Kunden unterwegs sind?

Wenn ich nicht Transformationen in Unternehmen begleite, versuche ich Veränderung in der Welt zu schaffen. Vor 10 Jahren haben meine Zwillingsschwester und ich eine NGO gegründet, um eine Waisenschule in Kenia aufzubauen. Wir glauben daran, dass Bildung das wertvollste Instrument ist, um die Welt zu verändern. So konnten wir fast zwei Millionen Euro Spenden sammeln, von denen 100 Prozent die Waisenkinder erreicht, da wir alle Volontäre sind.

„Wie heißt es so schön, Change Management startet mit Dir!“

Aus einer kleinen Lehmhütte für damals 250 Kindern, sieben nicht ausgebildete Eltern, die als Lehrer fungierten und ohne Strom, Wasser oder Bücher auskommen mussten, wurde ein Kindergarten, eine Primar- und Sekundarschule für 800 Kinder und 90 ausgebildeten Mitarbeitern. Zusätzlich entstand ein Waisenheim für 30 Kinder, sowie die erste Behindertenschule der Region für weitere 30 Kinder. Es wurden über zwei Millionen kostenlose Schulmahlzeiten verteilt und eine Bücherei, ein Labor sowie ein Computerraum aufgebaut. Nur wenn wir selber die Veränderung vorantreiben, werden wir diese in der Welt auch sehen können.

Sie treiben Veränderungen voran. Was haben Sie als Experte für Transformationen von diesen Veränderungen mitgenommen?

Leroy Hood sagte mal: „Die Welt zu verändern , ist nicht leicht, aber das Streben danach wird dich maßgeblich verändern.“ Dies war auch bei mir so. Das Schulprojekt gab mir die Möglichkeit, bei unterschiedlichen kenianischen Familien in ihren Lehmhütten zu übernachten und diese bei ihren täglichen Herausforderungen zu begleiten. Wenig Platz, Wasser fürs Kochen vom Fluss, teilweise Schlafen auf Mehlsäcken auf dem Lehmboden. Die Sparbüchse ist ein kleines Loch im Boden, wo alle paar Monate genug Münzen vergraben wurden, um ein neues Huhn zu kaufen. All das führte dazu, dass ich die Welt mit ganz anderen Augen wahrnahm. Es folgte eine persönliche Veränderung, der ich damals nicht ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit schenkte. Heute weiß ich, dass auch die eigene Transformation ein Prozess ist, der sorgfältig und kontinuierlich begleitet werden sollte.

Weihnachten steht vor der Tür, was wünschen Sie sich und Ihren Lesern?

Jeder denkt darüber nach, die Welt zu verändern, aber keiner denkt darüber nach, sich selbst zu verändern. Ich wünsche allen Lesern die Kraft, Ihre persönlichen Wünsche nach Veränderungen erfolgreich umzusetzen.

Was ich mir wünsche? Als junge Studentin bin ich in Frankreich mit einem Obdachlosen ins Gespräch gekommen. Er offenbarte mir damals, dass man von jedem Menschen etwas lernen könnte, egal von wem. Seine Worte haben sich tief in mir verankert und mich gelehrt, jedem Menschen neugierig entgegen zu treten. In diesem Sinne, wünsche ich mir Kontakt mit Ihnen! Ich freue mich auf einen regen Austausch!

Vielen Dank für das Interview!

Erfahren Sie mehr von Astrid Benker (Kühne) auf ihrem Freelancer-Profil oder ihrem Linked-Profil.

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